„Shirins Hochzeit“ im vhs-Forum

Emden. Im Rahmen der Sonderausstellung „Helma Sanders-Brahms – ihre Filme, ihr Leben“ findet am 19. September um 19 Uhr eine Filmvorführung „Shirins Hochzeit“ mit Gespräch im Forum der vhs Emden statt. Das teilt die Pressestelle des Ostfriesischen Landesmuseums mit.

Shirin (Ayten Erten) als Gastarbeiterin in einer Kölner Fabrik

„Shirins Hochzeit“ sei der wohl am heftigsten diskutierte Film von Helma Sanders-Brahms, heißt es in der Mitteilung. Erstmals werde darin die Realität sogenannter Gastarbeiter in Westdeutschland in den 1970er Jahren aus der Sicht einer betroffenen Frau erzählt. Die fiktive Geschichte über die junge Türkin Shirin beleuchte das Schicksal einer Fremden in der Fremde – und das Martyrium einer Frau in patriarchal und kapitalistisch geprägten Gesellschaften.

Die vhs Emden und das Ostfriesische Landesmuseum zeigen das Werk aus dem Jahr 1976 in einem Filmclub Spezial. Nach dem Film ist ein Gespräch mit Ayhan Salar geplant. Salar ist Filmemacher (Dokumentation „Helma Sanders-Brahms Mutterland“) und Kurator der im Landesmuseum laufenden Sonderausstellung über Helma Sanders-Brahms.

Zum Inhalt des Films: Shirin lebt in einem türkischen Dorf und ist Mahmud versprochen. Entgegen dem Versprechen soll sie jedoch einen Gutsverwalter heiraten. Die junge Frau flieht nach Köln, wo Mahmud arbeitet. Sie lässt sich als Gastarbeiterin anwerben und macht sich auf die Suche nach ihm – und findet Mahmud später tatsächlich, allerdings unter gänzlich anderen Umständen als erhofft. Shirin arbeitet in einer Fabrik, dann als Putzfrau, wird entlassen und verliert ihre Aufenthaltserlaubnis. Die Flucht nach Deutschland wird für sie zu einem Albtraum.

Konsequent und schonungslos erzählt Helma Sanders-Brahms diese Gastarbeiter-Geschichte in ihrem Spielfilm mit dokumentarischem Charakter. „Shirin steht beispielhaft für viele tausend Fremdarbeiter, die benutzt wurden, um die Wirtschaft voranzutreiben, und die fallengelassen wurden, als man sie nicht mehr brauchte.“ Hoffnung gibt es für Shirin weder in der alten Heimat noch in Köln. Das Türkei-Bild, das Helma Sanders-Brahms in ihrem hochpolitischen Film zeichnet (auch das Ende der Militärjunta in Griechenland spielt eine Rolle), rief vor allem türkische Nationalisten auf den Plan.

Die Proteste gipfelten in einer Demonstration türkischer Extremisten vor dem WDR in Köln. Die Diskussionen erreichten das türkische Parlament. Auch konservative deutsche Zuschauer empörten sich. Helma Sanders-Brahms und Hauptdarstellerin Ayten Erten erhielten Drohungen. „Heute gilt die Darstellung der Lebensumstände der Einwanderer in „Shirins Hochzeit“ als filmischer Meilenstein in der Geschichte menschlicher Migration.

In „Shirins Hochzeit“ gibt es ein Wiedersehen mit drei deutschen, besonders aus dem Fernsehen bekannten Darstellern in Nebenrollen: Jürgen Prochnow („Das Boot“), Hans Peter Hallwachs („Fabian“) und Grete Wurm („Diese Drombuschs“). Moderiert wird die Veranstaltung im vhs-Forum von Ute Lipperheide.
► Eintritt: vier Euro, für Filmclub-Mitglieder zwei Euro