Ein reges Hin und Her über das Plattdeutsche

Emden. Zu einem Gespräch über die plattdeutsche Sprache hatte die Kunsthalle Emden im Rahmen des Langen Kunstabends eingeladen. Direktorin Lisa Felicitas Mattheis hatte im Rahmen ihres Talks „Auf ein Bier mit …“ die Leiterin des Plattdüütskbüro der Ostfriesischen Landschaft, Grietje Kammler, eingeladen. Und die beiden gleichaltrigen Frauen schafften es, ein lockeres Gespräch zu führen und zugleich das Publikum so einzubeziehen, dass sich zum Schluss ein reges Hin und Her ergab.

Unterhielten sich m Atrium – im Hintergrund ein Gemälde von Katherine Bradford aus der Reihe „Himmelsschwimmer“ – über das Plattdeutsche: die Ostfriesin Grietje Kammler und die Pfälzerin Lisa Felicitas Mattheis

Es ging um Lieblingsbegriffe, um Sprichworte, um die Weitergabe der Sprache an die Kinder, um Sinn und Zweck des Plattdeutschsprechens, um die positiven Folgen der frühkindlichen Mehrsprachigkeit. Und selbst, wer viele Antworten schon im Vorfeld kannte, ließ es sich nicht nehmen, der Plauderei mit Wohlgefallen zu lauschen oder sich zu beteiligen.

Natürlich waren viele Menschen gekommen, die des Plattdeutschen mächtig sind. Dennoch wurde im geballten Info-Teil deutlich, wie intensiv die Ostfriesische Landschaft sich um die Sprache bemüht, mit welch kreativen Mitteln das Plattdüütskbüro arbeitet und wie viel Erfolg die nur vierköpfige Mannschaft hat. Die jüngste Anerkennung kommt vom Bundespräsidialamt, das die Ostfriesinnen zum Bürgerfest des Bundespräsidenten eingeladen hat (KiE berichtete).

Das Plattdüütskbüro wurde 1988 gegründet – in einer Zeit, als das Plattdeutsche noch verpönt gewesen sei, wie Grietje Kammler sagte. Eigentlich als befristetes Projekt gedacht, entwickelte sich sich die Einrichtung zu einer dauerhaften Stelle, die in der Region hohen Zuspruch genießt. Es entstanden einzelne Projekte wie die PlatinO-App, der Plattdüütskmaant, „Platt is cool“ oder der „Plattsound“ Band-Wettbewerb: Die einheitliche Schreibweise des Plattdeutschen entstammt einer Zusammenarbeit von Ostfriesischer Landschaft und dem Verein Oostfreeske Taal. „Und die hat sich dann schnell verbreitet und durchgesetzt“, erklärte Grietje Kammler.

Auch die jüngsten Entwicklungen wurden gesprächsweise thematisiert.: die Rechtssicherheit, die das Niedersächsische Kultusministerium für die plattdeutsche Rechtschreibung geschafft hat, indem die Schreibweisen für das ostfriesische Plattdeutsch nach den Regeln und dem Wörterbuch der Ostfriesischen Landschaft für verbindlich erklärt wurden. Oder auch die Möglichkeit, dass jeder Ostfriese das Recht hat, den eigenen Nachnamen wieder nach friesischer Tradition zu bilden.

Ganz an den Beginn des Plattdüütskmaant September war die Einladung der Kunsthalle nicht zufällig gelegt worden. Das Haus wolle künftig bei neuen Ausstellung einen Teil der Beschriftung ins Plattdeutsche übersetzen lassen und so moderne Kunst und die regionale Sprache in Einklang bringen, kündigte die Pfälzerin Lisa Felicitas Mattheis an. Grietje Kammler reagierte höchst erfreut auf diese Mitteilung.