Der Lohn der Tüchtigen

Aurich. Die Gezeitenkonzerte haben in diesem Jahr 13 024 Kultur-Interessierte angezogen. 20 der insgesamt 40 Veranstaltungen waren restlos ausverkauft, die anderen sehr gut besucht. Die Zahl der Mitglieder des Freundeskreises konnte auf mehr als 908 gesteigert werden. Im Laufe der Spielzeit wurden 17 neue Förderer gewonnen, sodass jetzt 153 Firmen und Privatpersonen das Festival finanziell unterstützen. Darunter sind 19 Förderer, die fünfstellig dabei sind, 36 zahlen jeweils rund 5000 Euro, weitere 98 beteiligen sich vierstellig unterhalb dieser Summe. Das ist das nüchterne Zahlenwerk der Gezeitenkonzerte, wie es am Montag (15. Juli) auf einer Pressekonferenz in den Räumen des Festival-Trägers, der Ostfriesischen Landschaft in Aurich, bekanntgegeben wurde.

Sind mit dem Ergebnis des Festivals außerordentlich zufrieden: Gerrit Wilken, Dr. Matthias Stenger, Rico Mecklenburg, Heide Fritzsche, Matthias Kirschnereit, Dr. Jan Amelsbarg und Raoul-Philip Schmidt. Bilder: Karl-Heinz Krämer

Auf der Seite der Bewertung dieser Zahlen stehen die emotionalen Elemente des Festivals. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg sprach die hohe Stabilität an, die die Gezeitenkonzerte in sich trügen. Man habe viel Glück mit der Entwicklung der Konzertreihe gehabt. Der Erfolg aber sei der „Lohn der Tüchtigen“. Auf der anderen Seite müsse man aber auch demütig über die Tatsache urteilen, dass „alles so gut mitläuft“.

Matthias Kirschnereit, künstlerischer Leiter und Solist im Abschlusskonzert am Vorabend im Polderhof in Bunderhee, verwies auf die enthusiastischen Rückmeldungen, die er von den beteiligten Künstlern erhalten habe. Das Publikum sei großartig, die Organisation hoch professionell, dabei aber sehr herzlich. Er sei besonders zufrieden, dass die Konzerte so gleichmäßig nachgefragt waren und dass die „Gipfelstürmer“, der Musikernachwuchs, sich enormer Akzeptanz erfreue.

Er sei „stolz auf diese Spielzeit“, die mit 40 Konzerten aber zugleich das Limit dessen darstelle, was man der kleinen, aber effektiv arbeitenden Mitarbeiterschar zumuten dürfe, betonte der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt. Man erwirtschafte rund 40 Prozent der Einnahmen aus den Ticket-Verkäufen. Trotz der enormen Kostensteigerungen sei es möglich, diese zu kompensieren, weil die Zahl der Förderer beständig steige. Für die Schüler-Tickets, die nach wie vor für 5,50 Euro auf allen Plätzen in allen Konzerten angeboten würden, wünsche er sich weitere Resonanz. „Die Tür dafür steht weit auf!“

Das Team, das in den letzten acht Wochen die Gezeitenkonzerte realisiert hat

Dr. Jan Amelsbarg, Wirtschaftsbeauftragter für die Gezeitenkonzerte, ist seit fünf Jahren dabei, seine beruflichen Erfahrungen bei der Industrie- und Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg für das Festival einzusetzen und entsprechend Werbung dafür zu machen. „Ich bin verliebt in die Gezeiten“, bekennt der einstige stellvertretende Hauptgeschäftsführer der IHK und betont, dass er damit auch der Region „etwas zurückgeben“ wolle, denn er habe seinen Beruf, in dem er viele Unternehmer kennengelernt habe, sehr geschätzt.

Die Vorsitzende des Freundeskreises, Heide Fritzsche, versicherte, dass sich die Zahl der Mitglieder noch weiter steigern ließe. Sie selber schwärmte von den Konzerterlebnissen. Insbesondere der Auftritt des Hamburger Knabenchores habe sie restlos begeistert und hingerissen. Aber auch die Opern-Gala sei ein Konzept, das unbedingt fortgesetzt werden müsse.Eine Gratulation für die pannenfreie Organisation des Festivals richtete Gerrit Wilken an das Team. Das Vorstandsmitglied der Ostfriesischen Landschaftlichen Brandkasse versicherte: „Das ist kein Selbstläufer!“ Zugleich kündigte Wilken an, dass die Brandkasse – von Rico Mecklenburg gerne als „unsere hübsche Tochter“ bezeichnet – ihre Förderung weiterführen werde.

Landschaftsdirektor Dr. Matthias Stenger fand für die Konzertreihe nur ein Wort: „Bereichernd!“ Jetzt aber müsse er als Arbeitgeber mit Blick auf die Mitarbeiter seine Fürsorgepflicht geltend machen und diese in Urlaub schicken.Doch sind die Gezeitenkonzerte nicht zu Ende. Es gibt einen Nachklapp, den Raoul-Philip Schmidt mit den Worten einordnete: „Einen derart hochkarätigen Epilog hatten wir noch nie!“ Erwartet wird unter anderem das südafrikanische Orchester „MIAGI“, das am 21. August in Emden, am 22. August in Papenburg gastiert.

Die Gezeitenkonzerte 2025 finden vom 24. Mai bis zum 20. Juli statt. Es sind die dreizehnten, was Matthias Kirschnereit zu der Einschätzung veranlasst: „Durch die Pubertät sind wir durch. Auf ein gutes Erwachsenwerden!“ Ein Veranstaltungsort steht bereits fest. Der Polderhof in Bunderhee wird auch 2025 Austragungsort des Abschlusskonzertes werden.