Wie aus einer Idee ein Politik-Projekt wurde

Rahe. Ursprünglich wollte der Freundeskreis Hannes Flesner eine Gedenktafel zu Ehren des Musikers und Journalisten bei der Schleuse Kukelorum aufstellen. Dass sich am 12. Juli 2024, dem 40. Todestag des Ostfriesen aus Rahester Moor, nun eine Fülle von Menschen bei strömendem Regen unter einem Zeltdach im Garten der Gaststätte Kukelorum zusammenfinden, beschreibt die Dimension einer Idee, die zu einem „interkommunalen Projekt“ wurde, wie der Auricher Bürgermeister Horst Feddermann in seinem Grußwort sagte.

Viele Freunde und Offizielle hatten sich bei der Gaststätte Kukelorum eingefunden, um Hannes Flesner zu würdigen. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Er war einer von insgesamt sechs Rednern, die die Aktivitäten des Freundeskreises und die Wirkung ihres Vorschlags, den alten Treckpfad zwischen dem Auricher Hafen und dem Fahnster Krug entlang des Ems-Jade-Kanals nach Flesner zu benennen, von unterschiedlichen Seiten beleuchteten. Der Kern der Aussagen blieb allerdings gleich: Das Ansinnen sei gut begründet worden, der Ton des Vortrags lobenswert. Die verschiedenen Entscheidungsträger votierten daher stets einstimmig, und das Prozedere ging in einer Geschwindigkeit vor sich, die selbst in Ostfriesland ungewöhnlich flott genannt werden dürfe. „Es ging noch schneller als der Entscheid für den Fahrradweg von Haxtum zum Kukelorum“, wie Antje Harms vom Ortsrat Rahe zum allgemeinen Vergnügen der Anwesenden versicherte.


Während der parlamentarische Staatssekretär Johann Saathoff davon sprach, dass man Traditionen aufrecht erhalten solle, schwärmte der Bürgermeister von Ihlow, Arno Ulrichs, von der Fähigkeit Flesners, mit seinen Liedern das ostfriesische Selbstbewusstsein zu stärken. Zudem habe der Liedermacher in seiner volkstümlichen Art schon früh ökologische Gedanken in seine Texte eingeflochten.

Text auf der Gedenktafel für Flesner, der 1928 in Rahe geboren wurde

Das war ein Ansatz, den auch der Präsident der Ostfriesischen Landschaft, Rico Mecklenburg, verfolgte, wenn er sagte, dass Flesner das Gefühl für die Besonderheiten Ostfrieslands „so wunnerbar unner de Lüü brocht hett“. Das Andenken an ihn gelte es daher zu erhalten. Auch der Ortsbürgermeister von Westerende-Kirchloog, Martin Jürgens, sah sich einig mit seinen Vorrednern, was die Wertschätzung des vielseitigen Mannes anging.

Sangen Lieder von Hannes Flessner: Nico Weers und Enno Jakobs

Zwischen den Beiträgen, die von dem Journalisten, Mitinitiator der Benennung und Biograph Flesners, Werner Jürgens, moderiert wurden, gaben Enno Jakobs und Nico Weers Kostproben von Flesner-Songs, die viele Besucher der Veranstaltung direkt zum Mitsingen animierten. Die Vorsitzende des Dorfvereins Rahe, Margret Aden, fügte der Veranstaltung noch einige Anekdoten aus der Familiengeschichte Flesners hinzu, ehe dann Straßenschild und eine Gedenktafel enthüllt wurden. Der Lilienthaler Eres Verlag, der die Rechte von Flesners „Schangsongs“ betreut, stellte ein Liederbuch, Notenmaterial sowie die Originallieder und Playbacks in neuen Versionen („digitally remastered“) vor.

Timo und Horst Schubert vom Eres Verlag betreuen den musikalischen Nachlass von Hannes Flesner
Moderator, Journalist und Flesner-Biograph Werner Jürgens

Flesner hatte mit seinem Lied „Bi´t Kukelorum, bi´t Rahester Verlaat“ seine eigene Kindheitsgeschichte geschrieben. Im Kukelorum fanden auch viele Premierenfeiern statt. Denn Flesner schrieb nicht nur Liedtexte für sich selber, sondern auch für Willy Millowitsch, Trude Herr, Walter Scherau und das Medium Terzett. Er war unter anderem Musik-Journalist bei der Bild-Zeitung in Hamburg und PR-Manager beim Plattenproduzenten Philips/Phonogram. 2003 veröffentlichte Werner Jürgens die Flesner-Biographie „Gröön-Bohnen-Rock’n’Roll“. Der Freundeskreis trifft sich jeweils am 8. Dezember, dem Geburtstag Flesners, in der Gaststätte Kukelorum.