Vereint – trotz politischer Konflikte

Reepsholt. Im Rahmen der Gezeitenkonzerte der Ostfriesischen Landschaft spielte am Dienstagabend (2. Juli) der Geiger Michael Barenboim gemeinsam mit Gipfelstürmern der Barenboim-Said-Akademie ein Konzert in der restlos ausverkauften St. Mauritiuskirche Reepsholt. „Das Konzert verkörperte auf geradezu idealtypische Weise das diesjährige Gezeiten-Festivalmotto ,Miteinander!’“, stellte der organisatorische Leiter des Festivals, Raoul-Philip Schmidt fest.

Großer Eindruck: die St. Mauritiuskirche in Reepsholt. Bilder: Karlheinz Krämer

Denn seit 2015 studierten talentierte junge Musiker aus dem Nahen Osten, Nordafrika und anderen Ländern an der Barenboim-Said Akademie in Berlin. Deren Kernidee sei dem pädagogischen Geist von Edward W. Said und Daniel Barenboim verpflichtet, die ideologische Gräben zu überwinden versuchten. „Mit ihrem einzigartigen, innovativen Lehrangebot erhält die Akademie einen Dialog aufrecht, der sich den politischen Verwerfungen der heutigen Welt widersetzt“, erläutert Schmidt.

Miteinander: Michael Barenboim, Katia Abdel Kader, Ibrahim Alshaikh, Eden Meyer Khaiat und Idil Bursa

Michael Barenboim präsentierte in Reepsholt gemeinsam mit Katia Abdel Kader (Violine), Eden Meyer Khaiat (Viola), Idil Bursa (Violoncello), Itamar Carmelli (Klavier) und Ibrahim Alshaikh (Klarinette) ein Programm, das mit Mozarts Quintett A-Dur KV 581 begann. Dieses könne man als die kammermusikalische Schwester seines Klarinettenkonzerts einschätzen. „Deren Melodienreichtum stellten Barenboim und seine Studierenden mit hinreißender Leichtigkeit dar“, bewertet Schmidt.

Mit Präzision: Pianist Itamar Carmelli

Kontrastiert habe man Mozarts Werk mit Arnold Schönbergs in Zwölftontechnik geschriebener Phantasy op. 47 für Violine und Klavier, die 1949 im amerikanischen Exil entstand und anlässlich von Schönbergs 75. Geburtstag uraufgeführt wurde. Barenboim und Carmelli hätten das komplexe Werk kontrastreich und mit größter Präzision dargeboten. Die gesamte zweite Konzerthälfte nahm das Klavierquintett f-Moll op. 34 von Johannes Brahms ein, das die Musiker mit ansteckender Spielfreude darboten. Dabei hätten sie mit einem wunderbar homogenen Klangbild das Publikum beeindruckt. Fazit von Raoul-Philip Schmidt: Ein hochkarätig dargebotenen Kammermusikabend, der deutlich machte, dass die Kraft der Musik als Weltsprache jenseits aller politischen Konflikte vereinend wirken kann.