In wunderbarer Harmonie

Aurich. „Miteinander“ ist das Motto der diesjährigen Gezeitenkonzerte. Und mehr Miteinander als am Mittwoch (26. Juni) in der Stadthalle Aurich könnte es kaum geben. Das Philharmonische Orchester Bremerhaven traf auf vier junge Opernsänger der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover und der Hochschule für Musik und Theater Rostock. Und Generalmusikdirektor Marc Niemann war ein erfahrener und liebenswürdiger Fürsprecher der jungen Leute, abgesehen davon, dass er ein wunderbarer Dirigent seines großartigen Orchesters war.

Das Philharmonische Orchester Bremerhaven mit Dirigent und Solisten. Bilder: Karlheinz Krämer

Auf dem Programm standen bedeutsame Arien der bekanntesten Opern. Die jungen Sängerinnen und Sänger wirkten zunächst noch verhalten, obwohl das musikalische Niveau von Anfang an hoch war. Doch langsam lockerten sich Stimmen und Gesten. Alles wurde leichter, geschmeidiger. Und zum Schluss war es reine Freude über die enthusiastische Reaktion des Publikums, die sich auf den Gesichtern der Akteure abzeichnete.

Junge Sänger mit enormen Stimmen traten da auf, eine Kolumbianerin, ein Südkoreaner, ein Pole, eine Deutsche. Es war ein Miteinander der Nationen im Hinblick auf Arien aus berühmten Opern, die ihrerseits international zu verorten sind. „Figaros Hochzeit“, „Rigoletto“, „Lucrezia Borgia“, „Carmen“ – es war ein buntes Vielerlei an Musik, das da um das Publikum buhlte. Das wiederum reagiert ganz direkt und unmittelbar und stärkte so den Sängern von Anfang an den Rücken.

Lina Baldovino (Sopran), Luisa Müller (Mezzosopran), David Roy (Bariton) und Jimyeong Jang (Tenor) traten solo, im Duett und im Quartett auf – und man konnte sich darauf verlassen, dass bei jedem Auftritt etwas besonderes geboten wurde. Da waren etwa „La donna è mobile“ aus „Rigoletto“ oder „Torèador en garde“ aus „Carmen“ oder „Klänge der Heimat“ aus „Die Fledermaus“ oder „Il segreto per esser felici“ aus „Lucretia Borgia“. Die großen Szenen kulminierten etwa im Finale des 2. Aktes der „Fledermaus“ – „Brüderlein und Schwesterlein“ oder auch – wir sind bereits bei den Zugaben – in der Champagner-Arie. Besonders beklatscht wurde das berühmte Duett aus den „Perlenfischern“ von Bizet: „Au fonds tu temple saint“, das die beiden Männerstimmen und eine Harfe in wunderbarer Harmonie vereinte.

Das Orchester hatte eine Doppelaufgabe als Begleiter der Solisten und als eigenständiger Klagkörper, denn die Bremerhavener steuerten Ouvertüren zum Konzert bei – besonders temperamentvoll jene von „Carmen“ und dem „Zigeunerbaron“.

Fazit: Ein wirklich gelungenes Miteinander – voller Charme und Esprit. – Vor allem ein Format, das man unbedingt weiterführen sollte.