Uttumer Kirchturm-Sanierung ist abgeschlossen

Uttum. In dem Krummhörn-Dorf Uttum mit seiner Kirche aus dem 13. und dem Turm aus dem 16. Jahrhundert wurde innerhalb von 15 Monaten ein großes Projekt realisiert. Der Westturm, der Ende der 1920er Jahren teilweise einstürzte und 1934 in verkürzter Form wieder aufgebaut wurde, konnte grundsaniert werden. Teile der äußeren Mauerschale mussten erneuert und eine im Erdgeschoss eingebaute Leichenhalle zugunsten der ursprünglichen Turmhalle zurückgebaut werden. Der Halle fehlt allerdings das Gewölbe. Dieses wieder einzubauen, so der Architekt der Renovierung Ejnar Tonndorf, hätten den finanziellen Rahmen der Maßnahme völlig gesprengt, wäre aber auch statisch heikel gewesen. Nach wie vor vorhanden sind kleine Konsolen, die zeigen, wo das Gewölbe auflag.


Die Uttumer haben die Turmsanierung mit einer musikalischen Andacht, einigen Reden, einem Kurzvortrag des Architekten und einem Empfang gefeiert. Mit dabei waren Uttumer Bürger, Handwerker und – als Vertreter des Hauptsponsors, der Hermann Reemtsma-Stiftung – Bernhard Reemtsma (Hamburg). Der wurde nach seinem Großvater benannt, der 1857 in Sielmönken geboren wurde. Dessen Herkunft aus Ostfriesland ist mit ein Grund, warum die Stiftung sich in Uttum engagiert – und zwar mehr als eigentlich vorgesehen. Denn als es am Ende der Sanierung finanziell knapp wurde, habe die Stiftung noch einmal nachgelegt, um den Fehlbetrag zu decken, sagte Tonndorf in seinem Vortrag.

Freigelegt: die hohe Halle im Turm der Uttumer Kirche. Die Tür rechts führt in das Kirchenschiff. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Als 2022 die Förderanfrage bei der Reemtsma-Stiftung gekommen sei, da „habe man nicht anders gekonnt als Unterstützung zu gewähren“, erklärte Bernhard Reemtsma. Zu intensiv habe der Großvater sein Ostfriesentum gelebt. Er sei pünktlich, genau, zuverlässig und vertragstreu, aber auch rastlos in seinem Tun gewesen. Noch heute trage die Brandglocke von Pewsum die Hausmarke der Reemtsma.


Insgesamt hat die Turmsanierung etwa 420 000 Euro gekostet. Daran beteiligt war eine Vielzahl von Stiftungen – unter anderem auch die Gerhard ten Doornkaat Koolman-Stiftung.

Kirchenratsvorsitzender Christian Janssen berichtete, dass das gesamte Projekt eine Planungs- und Realisierungszeit von acht Jahren hatte. 2015 seien massive Bauschäden festgestellt worden. Die Gemeinde sammelte im Laufe der Zeit rund 40 000 Euro an Eigenmitteln. Die Jugendgruppe leistete aktive Arbeit beim Abbrechen der Leichenhalle, die in den 1970er Jahren als eigenständiger Raum in das Erdgeschoss des Turms eingebaut worden war. Letztlich konnte auch noch das Zifferblatt der Turmuhr aufgearbeitet werden, weil es dafür eine anonyme Spende gab. Auch der Wetterhahn aus dem 17. Jahrhundert wurde aufgefrischt und an alter Stelle wieder installiert.

Hielt die Andacht: Pastorin Barbara Wündisch-Konz

Ejnar Tonndorf erläuterte den Prozess der technischen Ertüchtigung des Turmes. 1929 sei das Gebäude, das ursprünglich über einen heute zugemauerten Rundbogen direkt mit der Kirche verbunden war, teilweise eingestürzt und seither „ein Sorgenkind“. Ursprünglich war der 1527 errichtete Turm, der an die Stelle eines vierten Kirchenjochs trat, acht Meter höher als heute. Eineinhalb Geschosse wurden abgenommen, um ihn zu sichern. Drei zehn Meter tiefe Brunnenfundamente, die alle von einem einzigen Arbeiter manuell gegraben wurden, sicherten den Turm, der in Richtung Kirche zu kippen drohte, endgültig. Erst dann wurden das kleinere Abschlussgeschoß gebaut und ein Zeltdach aufgesetzt.

2015 wurde dann starker Bewuchs außen am Turm festgestellt, der zu beständiger Nässe im Mauerwerk führte. Die Mauern hatten sich in der Folge an einigen Stellen verbeult, die Ecken des Turms wiesen Risse auf, viele Maueranker rosteten und sprengten den Stein. 2022 konnte die Sanierung dann beginnen. Die Fördergelder standen bereit, der Turm wurde eingerüstet, und dann begann man großflächig, die Außenschale abzubrechen und mit rund 3500 Steinen neu einsetzen. Die meisten Maueranker konnten dabei an Ort und Stelle bleiben, nur mussten die Maurer quasi hinter den Ankern aufmauern und diese neu mit dem Mauerwerk verbinden. Einige Anker aber waren so rostig, dass sie von einem Schmied erneuert wurden.

Sorgte für angemessene Musik: der Posaunenchor Uttum unter Leitung von Heike Janssen

Wie immer steckt die meiste Arbeit im Detail: manuell mussten neue, mehrere Meter lange Balkenaufleger im Turm installiert werden. Die Stockwerksgesimse wurden erneuert, damit der Abfluss von Regenwasser erfolgen kann, ohne dass das Wasser ins Mauerwerk eindringt. Viele Steine mussten neu verfugt werden. Die Treppen im Turminnern wurde mit einem Seil als Handlauf versehen, Lampen aus dem Schiffbau, Leitungen mit Textilummantelung und Bakelit-Schalter suggerieren Altbestand. Als neuer Bodenbelag wurden im Turm einfache Steine verlegt.

Gelobt wurden die Handwerker. Man habe eine „tolle Truppe“ aus den unterschiedlichsten Gewerken vor Ort gehabt, lobten Tonndorf und Janssen.

Musikalisch wurde die Andacht durch den Posaunenchor Uttum unter Heike Janssen begleitet. Mitglied der Bläser ist Pastorin Barbara Wündisch-Konz, die auch die Andacht hielt. Anschließend sorgte der Frauenkreis der Gemeinde beim Empfang für die Gäste.