„Doppeltes Spiel“ bei den Gezeiten

Jheringsfehn / Boekzetelerfehn. Feurio! Da brannte es lichterloh! Die Konzertparaphrase über Walzermotive aus der „Fledermaus“, geschrieben von dem legendären Alfred Grünfeld und bearbeitet von Florian Krumpöck, war der Hit in einem Programm, das mit „Gruß aus Wien“ überschrieben war, und das 18. Konzert der Gezeiten mit einem vielschichtigen Programm füllte. Die Paraphrase, die Krumpöck da mit leichter Hand auf einem Bösendorfer spielte, war als Virtuosen-Stück angelegt. Und der Pianist, der sich da keine Zurückhaltung auferlegte, spielte mit Elan und Tempo, Präzision und Lebhaftigkeit.

Ein österreichisches Programm brachte Florian Krumpöck mit nach Ostfriesland. Bilder: Karlheinz Krämer

Krumpöck ist kein Pianist der allzu leisen Töne. Statt dessen gibt es ein kraftvolles Spiel, das mitreißt. Die wunderbaren Schubert-Impromptus können das verkraften, gewinnen womöglich noch an musikalischer Ästhetik. Bei der Mozart-Sonate C-Dur, KV 330 ist etwas viel Druck im Spiel, doch die Wirkung ist enorm, und Krumpöck kann sich über viel Applaus freuen.

Womöglich konnte der Pianist die Unterstützung auch gebrauchen. Hatte er sich doch unmittelbar vor der Abreise nach Ostfriesland eine Fischvergiftung zugezogen. Matthias Kirschnereit, der an diesem Abend für etwas Vierhändiges bereitstand, seinem Kollegen ansonsten aber das Podium überließ, berichtete davon, dass die eigentlich geplante Absage des Konzertes dann doch noch verhindert werden konnte. Musiker sind hart im Nehmen, wurde dabei wieder einmal deutlich. Wie auch immer Krumpöck nach Ostfriesland kam – er war da, und man merkte ihm keine Unpässlichkeit an.


So spielte er dann – unter anderem die Pizzicato-Polka, die er auf dem Piano glanzvoll interpretierte. Dabei schienen sich die zehn Finger kurzzeitig gar zu verdoppeln. Realisiert wurde diese Verhändigkeit aber erst beim letzten Werk, als Krumpöck und Kirschnereit gemeinsam Brahms‘ „16 Walzer op. 39 für Klavier zu vier Händen“ interpretierten – ein wirklich schöner, Moment von höchst lebhaftem Charakter, den die beiden Musiker hinreißend in Szene setzten.

Bei der Begrüßung der Gäste: Matthias Kirschnereit und Joachim Queck

Damit wurde dann auch eine geographische Verknüpfung zwischen Nord und Süd gleich zweimal umgesetzt. Der Hamburger Brahms verguckt sich in die österreichische Hauptstadt – lernt Johann Strauß kennen – und schreibt selber Walzer, die dann von dem Österreicher Krumpöck und dem Norddeutschen Kirschnereit gespielt werden – sozusagen ein doppeltes Spiel.

Auch das gehört zu den Gezeitenkonzerten: das abendliche Catering durch Mitarbeiter des Tammenshof