Drei Ehrungen beim Oll‘ Mai

Bensersiel. Ein Historiker, ein Künstler und ein Sportler sind die Träger von Ehrungen der Ostfriesischen Landschaft. Im Rahmen des diesjährigen Oll‘ Mai, der im Strandportal in Bensersiel stattfand, wurde Dr. Paul Weßels mit dem Indigenat geehrt. Herbert Müller erhielt die Ubbo-Emmius-Medaille. Thomas Bohmfalk erhielt das Totius Frisiae Siegel (Upstalsboom-Siegel) in Bronze.

Landschaftspräsident Rico Mecklenburg ehrte Thomas Bohmfalk, Dr. Paul Weßels und Herbert Müller. Bilder: Wolfgang Mauersberger

Paul Weßels (Jahrgang 1957) habe sich „mit hohem persönlichen Engagement und beeindruckender Schaffenskraft um die historische Landesforschung, insbesondere die Regionalgeschichte Ostfrieslands, verdient gemacht,“ hieß es in der Begründung der Ehrung. Weßels, der bis 2023 Leiter der Landschaftsbibliothek war, gründete den Arbeitskreis Ostfriesischer Ortschronisten, machte sich um das Historische Ortslexikon und die Flurnamensammlung verdient, stellte wichtige Quellen der Regionalgeschichte als Digitalisate zur Verfügung, initiierte den Schülerpreis für ostfriesische Kultur und Geschichte.

Gemeinsam mit dem Niedersächsischen Landesarchiv – Abteilung Aurich begründete Weßels eine Vortragsreihe und den „Tag der Ostfriesischen Geschichte“. Daneben publizierte er selber mehr als 300 Titel, half dem wissenschaftlichen Nachwuchs, trieb damit viele Projekte anderer voran. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg hob in der Laudatio, die auf der Indigenatsurkunde verzeichnet ist, hervor, dass in der offenen Art Weßels „sicher auch ein Schlüssel des über viele Jahrzehnte von ihm mit großem Erfolg betriebenen Auf- und Ausbaus belastbarer lokal- und regionalgeschichtlicher Netzwerke von Institutionen, Wissenschaftlern und Laienforschern – auch über die deutsch-niederländische Grenze hinweg“ begründet liege.

Der Historiker, gebürtig aus Ochtrup (Nordrhein-Westfalen), war schon 2001 mit dem Upstalsboom-Siegel ausgezeichnet worden. Die jetzige Verleihung der Ehrenbürgerwürde bedeute ihm sehr viel, sagte Weßels. „Es freut mich sehr, jetzt zu den Ostfriesen dazuzugehören.“

Das Publikum versammelte sich im großen Saal des Strandportals in Bensersiel

► Wie das Indigenat für Nicht-Ostfriesen ist die Ubbo Emmius Medaille die höchste Auszeichnung der Ostfriesischen Landschaft für gebürtige Ostfriesen. Sie wurde in diesem Jahr dem Gymnasiallehrer und freischaffenden Künstler Herbert Müller (Jahrgang 1953) verliehen. Er wurde nicht nur durch seine farbstarken Landschaften bekannt, sondern auch durch die Aufarbeitung von Zeitgeschichte in Engerhafe, wo er sich um die Aufklärung des Schicksals von 188 Häftlingen kümmerte, die 1944 im Zwangsarbeitslager des Dorfes zu Tode kamen. Aus dieser Arbeit heraus, die er aus seiner Sicht als Künstler vorantrieb, gründete sich 2009 der Verein „Gedenkstätte KZ Engerhafe“.

Einen ganz anderen Charakter tragen die Landschaften Müllers. Sie alle sind farbstark und arbeiten mit dem niedrigen Horizont und dem hohen Himmel der ostfriesischen Weite. „Solche Kunst kann das Bewusstsein für die Komplexität und Ambivalenz unserer Welt schärfen und Anstoß sein, Verantwortung für gesellschaftliche Entwicklungen zu übernehmen“, heißt es im Text der Verleihungsurkunde.

Müller, der aus Norden gebürtig ist, hatte Malerei und Geschichte in Münster studiert. Von 1981 bis 2012 war er neben seiner künstlerischen Tätigkeit als Kunsterzieher am Gymnasium Ulricianum in Aurich tätig.

Gestaltete den Oll‘ Mai musikalisch: Gitarrist Sönke Meinen

Thomas Bohmfalk (Jahrgang 1957) erhielt das Upstalsboom-Siegel in Bronze für seine Verdienste um die soziale Turn- und Sportförderung. Der gebürtige Gießener ist Sportlehrer. Doch daneben ist er ehrenamtlich in der Kinder- und Jugendarbeit tätig. Im einzelnen war er – und das sei nur eine kleine Auswahl aus dem Gesamtspektrum, sagte der Landschaftspräsident bei der Verleihungszeremonie – Leiter der Jugendbildungsstätte Baltrum des Niedersächsischen Turnerbundes und Mitglied der Präsidialkommission Schulsport des Deutschen Turnerbundes.

Er gründete die Turnabteilung des BSV Eintracht Leer und initiierte 2005 die erst Ostfriesische Turnshow. Er war Mitgründer der Ostfriesischen Turn- und Sportförderung, dessen Vorsitzender er seit 2019 ist. Angeregt durch die Folgen der Corona-Pandemie initiierte Bohmfalk 2022 die Kampagne „Tied für di“ mit der Angebote kostenfreier Aktionen für Kinder und Jugendliche in Ostfriesland gebündelt und bereitgestellt werden, benannte Mecklenburg nur „eine kleine Auswahl für das Ganze“.

Bohmfalk selber dankte mit einem Satz: „Wi mutten uns um uns Kinner und Enkelkinner kümmern!“