Als ein Pilotprojekt zum Erfolgsmodell wurde

Bensersiel. Der Oll‘ Mai der Ostfriesischen Landschaft, der am Sonnabend (25. Mai) im Strandportal in Bensersiel stattfand, richtete sein Augenmerk in diesem Jahr auf das Regionale Pädagogische Zentrum, das 50 wird. Landschaftspräsident Rico Mecklenburg erinnerte in seiner Eröffnungsrede vor einem gut gefüllten Saal an die 60er und 70er Jahre, als Deutschland eine „Bildungskatastrophe“ registrierte. Man habe damals insbesondere zu wenig Abiturienten beklagt, sagte Mecklenburg. „Den Lehrplänen wurde vorgeworfen, zu wenig wissenschaftsorientiert zu sein, zu wenig naturwissenschaftlich-technisches Lernen zu ermöglichen und zu wenig kritisches Denken zu fördern.“

Ankunft der Gäste im Strandportal Bensersiel. Die Stände im Hintergrund zeigen die Arbeit und die Aufgaben des Regionalen Pädagogischen Zentrums. Bilder Wolfgang Mauersberger

Um diesem Missstand abzuhelfen, empfahl der Stifterverband der Deutschen Wirtschaft 1972, bundesweit 60 Regionale Pädagogische Zentren (RPZ) einzurichten. Hier sollte die Modernisierung der Lehrpläne und die organisatorische und inhaltliche Beratung von Lehrkräften stattfinden. Zwei Jahre später bot der Stifterverband dem Land Niedersachsen an, ein solches RPZ in der Planungsphase zu finanzieren. Standort: der Regierungsbezirk Aurich. Das war 1974.

Wurde eingespielt: ein digitales Grußwort von Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg

Mit enormem Tempo nahm das Team die Arbeit auf. Zudem wurden zahlreiche Arbeitskreise zu verschiedenen Themen gegründet, die neue Curricula und passendes Unterrichtsmaterial entwickeln sollten. 1978 teilte Kultusminister Werner Remmers das Ende des Modellversuchs mit. „Das schlug hohe Wellen – nicht nur an unserer Küste“, erläuterte Mecklenburg. Der bundesweite Protest wurde nach heftigen Diskussionen durch einen Kompromiss beendet. Das Auricher RPZ sollte vom Land finanziert und von der Ostfriesischen Landschaft als Kultur- und Bildungszentrum (KPZ) getragen werden.

War selber Pädagoge und Schulleiter: Landschaftspräsident Rico Mecklenburg

In der folgenden Dekade nahmen die Aufgaben derart zu, dass die Landschaft den Kulturbereich verselbständigte. Das KPZ wurde wieder zum RPZ, das nun auch mit der regionalen Lehrerfortbildung betraut wurde. 2011 erhielt das RPZ als dritten Bereich die Bildungsregion übertragen. Dies ist ein Netzwerk, das lebenslanges Lernen unterstützt und Bildungsbenachteiligungen ausgleichen soll.

Aus Anlass des RPZ-Geburtstages hatte die Ostfriesische Landschaft zum Oll‘ Mai zwei Referenten eingeladen, die sich mit Perspektiven der PISA-Studien und mit dem Deutschen Schulpreis, den es seit 2006 gibt, beschäftigten. Professorin Dr. Kristina Reiss war Leiterin der deutschen Studie. Und sie machte klar, dass die Bedeutung der PISA-Studien verkannt würden. „PISA misst die Effizienz von Bildungssystemen. Sie misst nicht die Lesefähigkeit von Schülern oder die Qualität des Unterrichts.“ Am Beispiel der Mathematik machte Kristina Reiss deutlich, dass es nicht darum gehe, stures Rechnen zu lernen, sondern darum, mathematisches Denken anzuwenden. Dann könne man den Schülern auch die Relevanz der Mathematik für den Alltag verdeutlichen. Wie etwa solle man sonst den Klimawandel beurteilen, wenn man unfähig sei, die vorliegenden Zahlen dazu zu interpretieren?


Professor Dr. Hermann Veith konnte nicht selber kommen. Sein Vortrag „Was man von guten Schulen lernen kann“ wurde von RPZ-Leiterin Professorin Dr. Frauke Grittner verlesen. Veith stellte den Wettbewerb als Erfolgsmodell vor, an dem Hunderte von Schulen mit ihrer Bewerbung teilnehmen. Anhand dreier Schulen machte er deutlich, was dort anders gemacht wird, um die Unterrichtsqualität zu steigern. Das reicht vom Lernen in sogenannten „Lernhäusern“, denen jeweils ein Team von Pädagogen zugeordnet wird bis zum wöchentlichen Projekttag, bei dem jahrgangsübergreifend an Projekten gearbeitet wird.

Gitarrist Sönke Meinen gab Einblick in sein Repertoire

Die Veranstaltung wurde von Sönke Meinen musikalisch begleitet, der Songs aus seinem umfangreichen Programm vorstellte und dabei zeigte, über welch hohen Grad an Virtuosität er verfügt.