Erstmals Tanz bei den Gezeiten

Leer. Kein Konzert, sondern eine Performance. Mit Musik und Tanz und Licht und Dunkel. – Das vierte Konzert der Gezeiten führte in Zollhaus, wo sich „verrückte Nachtclubgeschichten“ abspielten – in Szene gesetzt von dem Saxophon-Quartett „arcis_collective“ und dem Tänzer Guido Badalamenti. Ein neues Element innerhalb des Festivals, merkte Dr. Matthias Stenger, Direktor der Ostfriesischen Landschaft in seinem Grußwort an. Erstmals also Tanz bei den Gezeiten, und dies zu „Gedanken zur Nacht“.

Claus Hierluksch, Ricarda Fuss, Guido Badalamenti, Anna-Maria Schäfer, Jure Knez im Zollhaus.
Bilder: Karlheinz Krämer

Um die Nacht ging es an diesem Abend. Nun darf man sich keine romantische Verklärung, Lieder an den Mond oder nächtliche Albträume denken. Choreographin und künstlerische Leiterin des Projektes, Roberta Pisu, schickte die Leute statt dessen in Bars. Die entsprechende Musik wurde bei zeitgenössischen Komponisten gefunden, wobei die vier Saxophon-Spieler eingangs aus der nächtlichen Bühne heraus agierten, auch selber Teil der Installation wurden oder auch als Objekte für den Tänzer agierten – ohne auch nur im Spielen in der Konzentration gestört zu werden. Das war schon eine Leistung!

Nachtgedanken, die sich verändern

Erwin Schulhoff leitete mit seinen „Fünf Stücken“, in denen er allerhand Tänze verarbeitete, den Wandel zur klassischen Kammermusik ein. Natürlich durfte Astor Piazzolla nicht fehlen – mit einer Suite, in der die bekanntesten seiner „Neuen Tangos“ zusammengefasst waren, die aber ausdrücklich nicht zum Tanzen, sondern für das Ohr komponiert waren. Sehr qualitätvoll gespielt, aber für eine Performance mit Tanz eine etwas sonderliche Auswahl.

Das arcis-collective und Tänzer in Aktion

Tanz gab es dann wieder zur Komposition von Emma O’Halloran, die mit ihrer „Night Music“ dann die Möglichkeit bot, nicht nur in „Nachtbars“ zu schnuppern, sondern auch am Wasser gestalterisch tätig zu werden. Die Saxophonisten setzten mit dem letzten Stück ein nachhaltiges Moment, das von den Tanzbewegungen zusätzlich interpretiert wurde.

Das war allerdings nicht für jedermann tragfähig. Davon erzählte nach der Pause der sichtlich geleerte Raum im Zollhaus. Wo war das Problem? Die Tanzperformance des ersten Teils war kaum zu erkennen, da sich vieles auf dem Boden der Bühne abspielte. Dieses Format hätte also aufsteigende Ränge benötigt, um die Sicht für alle Besucher zu gewährleisten. Zudem fiel in vielen Szenen das Licht von der Bühne direkt in den Zuschauerraum. Auch das war lästig, aber offenbar als künstlerisches Mittel so gewollt.