Zauberhaftes Barock mit Kontrapunkten
Emden. Zauberhaftes versprach die Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek. Und ganz zauberhaft wurde das Konzert, das sich zumeist aus barocker Musik speiste, aber mit zwei Werken des 19. und 20. Jahrhunderts Kontrapunkte schuf, die Eindruck machten. Beide Musikstücke widmen sich Pan, beide sind für Querflöte geschrieben und imitieren so jene Flöte, die sich Pan aus jenem Schilfrohr schnitt, in das sich die keusche Syrinx verwandeln ließ, um den Nachstellungen des Hirtengottes zu entgehen. Und obwohl allerhand Zeit zwischen den beiden Kompositionen liegt, nutzt auch Ball die impressionistische Klangwelt Debussys für seine Anrufung des Pan. Daja Leevke Hinrichs schuf mit ihrer modernen Querflöte jene schwül-wollüstige Stimmung, die mit diesem Mischwesen aus Mensch und Tier verwoben ist.
Das kleine, aber klanglich effektiv musizierende Ensemble legte den Schwerpunkt auf Händel, unterbrochen von Rameau und Gluck. Dabei gab es drei wunderbare Duette, die Vilma Pigagaite und Dorothea Ohly-Visarius sangen. Das schönste stand ganz am Schluss: „Ricordati, mio ben“, eine sensible Liebeserklärung:
So denk daran, mein Schatz
Wenn Du auch mir scheidest
Lebe ich doch nur bei dir,
Dein Herz bleibt ja bei mir
Als Unterpfand der Liebe
Und deiner steten Treu
So rührend die Worte von ewiger Liebe, so vollendet die Musik Händels, so schön die Stimmen der Sopranistin und der Altistin, die sich mit dem Klängen der Musikinstrumente zu einem wahrhaft mystischem Ganzen verbanden.
Immer wieder hatten auch die Musiker Gelegenheit, sich instrumental zu präsentieren – etwa im „Furientanz“ aus Glucks Oper „Orfeo ed Euridice“ oder in der Quvertüre der Händel-Oper „Acis e Galatea“. Dabei ist immer wieder bemerkenswert, wie grundsätzlich besänftigend barocke Musik wirkt – wenn sie gut gespielt wird. Und eben dies sicherten die erfahrenen Musiker dieses „Ensembles auf Zeit“ zu.
Da der Applaus ausdrücklich an den Schluss verbannt wurde, ergab sich eine schöne, ungestörte Abfolge von Beiträgen, die – wie eingangs Professor Dr. Kestutis Daugirdas, wissenschaftlicher Vorstand der Bibliothek – gesagt hatte, „die großen Themen der Menschheit anklingen“ lassen: Liebe und Tod, Verlust und Gewinn, Zauberei und Verwandlung.
► Es musizierten und sangen: Vilma Pigagaite (Sopran), Dorothea Ohly-Visarius (Alt), Daja Leevke Hinrichs (Travers und Querflöte), Isabel Röbstorf (Barockoboe, Blockflöte), Laura Fierro (Barockvioline), Renate Mundi (Viola da Gamba) und Torsten Mann (Cembalo).
► Das nächste Konzert in der Reihe „Sonntagsmatinée in der Bibliothek“ findet am 17. Dezember um 11.30 Uhr statt. Es trägt den Titel „Wie schön leuchtet der Morgenstern“