„Die Kultur wird sich ihre Räume erschließen“

„1820dieKUNST“ regte Diskussion über „Kultur als Chance für attraktive Innenstädte“ an.

Von Ina Wagner

Emden. Für die Niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und regionale Entwicklung, Birgit Honé, gibt es da keinen Zweifel: „Kultur darf nicht dem Rotstift zum Opfer fallen!“ Die Ministerin war mit einem Grußwort zur Podiumsdiskussion der „Kunst“ zugeschaltet und sprach von der Notwendigkeit einer Multifunktionalität, die die Innenstädte erlangen müssen. Die Kultur werde sich Räume erschließen, ist sie sich sicher – etwa durch Nutzung leerstehender Kaufhäuser. Schließlich sei die Umwandlung ungenutzten Raumes zu Kulturzentren förderfähig.

Die Diskussion ergab sehr schnell, dass das alleinige Schielen auf den Tourismus zu wenig sei. Um zu einer Belebung der Innenstädte zu kommen, sei es wichtig, zunächst die Einheimischen für ihre eigene Stadt zu begeistern – auch durch Einbindung hiesiger Gruppen – etwa bei den Festen. Wichtig sei es, so sagte Dr. Matthias Stenger, Direktor der Ostfriesischen Landschaft, dass die Veranstaltungen authentisch seien. Multifunktionalität sei dabei der Schlüssel. Für den langjährigen Leiter des Norder Teemuseums bedeutete das, dass er mit Exponaten aus dem Museum herausging – etwa in eine Konditorei, um die Dinge in neuer Umgebung wirken zu lassen. Man habe quasi zu jeder Veranstaltung eigene Akzente gesetzt und sei mit Hilfe eines eigens angeschafften „Tee-Wagens“ draußen gewesen.

„Was ist das Alleinstellungsmerkmal einer Stadt“, fragte Silke Reblin, stellvertretende Vorsitzende der „Kunst“. Sie schlägt vor, dazu alle Betroffenen zu befragen, um ein Netzwerk von Interessen zu schaffen. Martje Merten, Koordinatorin Innenstadt, verwies darauf, dass keine Stadt Ostfrieslands über so gute Ausgangsvoraussetzungen verfüge wie Emden, das rund 2,1 Millionen Tagesgäste zähle. Derzeit gäbe es kein freies Hotelbett mehr. Mit Blick auf eine geplante Beach-Bar an der Promenade machte sie deutlich, dass man „Sachen ausprobieren“ müsse, um eine Innenstadt neu aufzustellen. Dazu zählte sie auch Ideen wie Ausstellungen im öffentlichen Raum oder eine Open Air-Galerie. Allerdings höre Kultur nicht auf, wenn eine Veranstaltung vorbei sei.

Der Vorsitzende des Museumsverbandes, Dr. Reiner Overdieck, stimmte dem zu. Einzelaktionen reichten nicht aus. Man brauche eine „Verstetigung“, das heißt: Regelmäßigkeit. Die wiederum benötige eine finanzielle Ausstattung, um wirken zu können.

Kerstin Rogge-Mönchmeyer verspricht sich kulturtouristische Auswirkungen von der Eröffnung des Festspielhauses am Wall im nächsten Jahr. Denn dann würden sich bessere Bedingungen zum Beispiel für das publikumsträchtige Filmfest bieten.

Moderiert wurde die Veranstaltung von dem Ehrenvorsitzenden der Kunst, Dr. Reinhold Kolck, und dem neuen Vorsitzenden, Gregor Strelow.

Dazu der Kommentar „Eine Vision“